10.Leipziger Brückenlauf, 08.01.2017 – 99,90 % perfekt

 10.Leipziger Brückenlauf, 08.01.2017 – 99,90 % perfekt

Mit Wettkampfberichten stand ich in letzter Zeit irgendwie auf Kriegsfuß. Die einzigen beiden die ich im Jahr 2016 geschrieben hatte waren – hmm, wie soll ich es ausdrücken – sind dem nicht gerecht geworden wie es tatsächlich gewesen ist.

Man versucht alle Emotionen, Regungen und Gedanken in einen Artikel zu packen und diese so gut es geht zu vermitteln und trotzdem ist der Leser nicht dabei gewesen, was jetzt keinesfalls böse verstanden werden sollte. Oftmals ist es schwierig jede Gefühlslage zu offenbaren und verständlich zu machen. Man hofft auf selbsterlebtes und versucht denjenigen der diese Zeilen liest in die Welt eintauchen zu lassen und vielleicht hat er ähnliches schon erlebt und findet sich in vielen Worten wieder.

Ich werde auch mit diesem Bericht wieder versuchen euch mitzunehmen und euch hoffentlich ein paar nette Minuten schenken. Möglicherweise kann ich dem ein oder anderen sogar ein “Kenn ich” entlocken. Viel Spaß.

Warum war dieser Wettkampf nicht zu 100 % perfekt? Eigentlich war er das, aber trotzdem zieht man am Ende Bilanz und wenn es nichts zum meckern gibt, sucht man sich halt was. In diesem Fall was es meine eigene defensive Einstellung die mich zum nörgeln auf hohem Niveau treibt. Ach, was erzähl ich – nörgeln – es ist nicht mal das. Es ist dieses “Hätte ich vielleicht” und “Wäre ich eventuell”. Man will sich ja verbessern und ob es tatsächlich am Ende 44 Sekunden schneller gewesen wäre, wahrscheinlich nicht. Naja, solche Gedanken gehören wohl einfach dazu. Ich lasse mich aber definitiv dazu hinreißen zu sagen “Dieser Wettkampf war fantastisch und sensationell.” PUNKT.

Sonntagmorgen, 07:00 Uhr Wettkampftag, ausnahmsweise sollte mal  nicht der Wecker klingeln bzw. sollte er mal nicht so zeitig klingeln. Aber ich konnte nicht mehr schlafen, der Miracle Morning wirft hier wohl seine Schatten. Ich kroch also aus den Federn, schlürfte in die Küche, trank ein Glas Wasser und schob mir eine handvoll Datteln in den Mund. Wenn ich dann schon mal wach war legte ich die Sachen in aller Ruhe zurecht und schwang mich noch eine viertel Stunde auf die Blackroll.

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Als die Teile so ausgebreitet auf dem Tisch lagen, stellte ich mir insgeheim die Frage, ob ich nicht in den Winterurlaub fahren würde. Das Langarmshirt dass ich dann im Wettkampf trug ist da hier noch gar nicht drauf. Im Nachhinein hat man eh immer zuviel dabei und ist zu warm angezogen. Ich bin auch nicht der Typ der tausende Klamotten im Schrank hat und bei jedem Grad Temperaturschwankung was anderes anzieht. Ich habe eine kurze, eine dreiviertel und eine lange Hose zum laufen und letzte ist auch noch eine Thermohose. Ich habe also die Wahl – frieren oder schwitzen. Ein Laufjacke, ein Longsleeve das gefüttert ist und zwei dünne lange Shirts. Im Schrank liegen dann noch diverse Laufshirts die ich schon jahrelang trage und hauptsächlich mal irgendwo dazu waren. Mittlerweile auch nur noch ein paar Socken. Bis auf die kurze Hose (die im Angebot war) ist alles vom Röster oder Discounter und ich laufe gut damit.

Nachdem dann alles vorbereitet war, schob ich Brötchen in den Ofen und drückte die Kaffeemaschine auf “on”. Erwacht vom Duft des Kaffee kam dann auch die beste aller Sportlerehefrauen die Treppe herunter und der Tag begann nun vollends mit einem gemeinsamen Frühstück.

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Kurz vor halb zehn machte ich mich dann auf den Weg. Halb elf sollte Startschuss sein. Mit einer Fahrzeit von 15 Minuten noch genügend Zeit. Die Startnummernausgabe lief ohne Verzögerung. Ich suchte mir ein Stühlchen, sortierte Klamotten und zog mich um. Dabei ist mir wieder aufgefallen, das man mit, für andere, komischen Tretern am Fuß (in diesem Fall die Zemgear “Hero”) viel besser ins Gespräch kommt. Da kann man darauf warten, dass man darauf angequatscht wird. Das war schon im Herbst beim “1. Charity Walk and Run”  und beim Crosslauf “Rund um den Windberg” so. Find ich aber überhaupt nicht schlimm. Ganz im Gegenteil, es ist äußerst angenehm. Es ist aber “lustig” zu sehen und hören. Wie viele sich offenbar schon mit dem Barfußlaufen auseinandergesetzt haben und dann trotzdem nicht durchziehen. Auch diesmal wieder – “Ich habe auch noch so Dinger rumliegen.” “Ich sollte auch mal.” Ich versuche dann immer nicht zu forsch ranzugehen, sondern erzähle meist, dass es mir gut tut, ich dadurch Probleme in den Griff bekommen habe und man es langsam angehen lassen muss. Ich möchte keinesfalls missionieren. Es sollte jeder selbst schauen. Wenn man mit Schuhen zurecht kommt – Warum nicht. Es ist aber auch so, dass im selben Atemzug, in dem ich erzähle das ich keine Wehwehchen mehr im Bereich der Sehne etc. habe, mein mir gegenüber eben von solchen berichtet, dass sie ihn plagen.

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Ich entschied mich diesmal dafür in den Split-Toes Socken zu tragen, auch auf die Gefahr hin, dass die Füße aufweichen – was sie nicht taten, aber klatschnass waren sie. Ich habe damit bei Tempo besseren Halt. Ich spielte im Vorfeld kurz mit dem Gedanken den Vibram eine Chance zu geben, was aber aufgrund der Unkenntnis vom Streckenzustand und dem Umstand, dass die Vibram Lüftungslöcher haben schnell wieder verworfen wurde. Es hatte am Vorabend und nachts geschneit.

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Die restliche Zeit bis zum Start vertrieb ich mir mit warmlaufen. Ich aß noch eine Banane, trank paar Schlucke Wasser und reihte mich beim Start sehr weit hinten ein, so wie die letzten male auch. Das hat einerseits einen hohen psychologischen Vorteil, andererseits den großen Nachteil, dass man am Anfang viel Schlangenlinie laufen muss. Und genau das sind die fehlenden 44 Sekunden. Schaut man sich die Splits an, sieht man, dass der erste Kilometer fast eine Minute langsamer war als der Rest. Aber es ist müßig darüber zu lamentieren. Möglicherweise hätte ich die Zeit woanders liegen lassen oder wäre vom ganzen selbst überholt werden deprimiert über die Strecke gelaufen. So kann ich sagen, dass ich kein einziges mal überholt wurde, das ist doch auch was.

War am Start die Strecke noch verschneit/ matschig, hatte der Veranstalter unterwegs gute Arbeit geleistet. Es war komplett geräumt und somit rutsch- und schneefrei. Irgendwelchen Unfällen wurde damit komplett Einhalt geboten.

Es galt 3 Runden zu je 4 Kilometern zu laufen. Wobei Runden nicht genau zutreffend ist. Es wurde die Promenade auf einem Teilstück des Karl- Heine- Kanal als Strecke auserkoren. Die lief man 2 Kilometer hin und selbe Strecke wieder zurück. Man sah also die gleichen Gesichter  immer wieder, fand ich super, machte es sehr abwechslungsreich und man konnte ein wenig beobachten wie es ihnen so erging, ob sie sich verbesserten oder zu kämpfen hatten.

Ich fand, nach dem ersten unruhigen Kilometer, sehr schnell mein Tempo. Ich peilte einen Schnitt von 05:05 bis 05:10 an und nahm mir vor gesamt unter 01:05:00 Std. laufen zu wollen. Hatte man auf dem ersten Hinweg noch die komplette Streckenbreite, musste man ab dem ersten mal zurück sich die Strecke mit den Läufern teilen die hinten dran waren und später dann mit denen die vorn liefen. Das führte gelegentlich dazu, dass wenn man auflief, auch mal kurz abbremsen musste, entgegenkommende vorbei ließ und mit einem kurzen Sprint überholte. Und genau dieses überholen hat auch diesmal wieder dem Kopf den Vorteil gebracht. Sich langsam von hinten anpirschen, Schritt für Schritt, manchmal im Schneckentempo, andere male schneller und dann ZACK! vorbei. Zu sehen wie wie das alles wie ein Uhrwerk funktioniert bringt psychologisch enorm viel.

Ich konnte den Schritt und das Tempo halten. Bereits auf dem zweiten Hinweg (Km 4-6) kamen immer wieder Gedanken wie: “Ist das alles sensationell.” Ständig, wie eine Mantra flogen die Worte im Kopf umher. Der ganze Kerl, der komplette Körper bekam eine positive Haltung. Mit den guten Gedanken im Kopf konnte einfach nichts mehr schief gehen.

Kurze Hochrechnungen und Blicke auf die Uhr zeigten, dass die 01:05:00 definitiv drin waren. Ich legte mir den Plan zurecht auf dem letzten Rückweg (Km 10-12) Gas zu geben. Um nicht alle Körner zu verschießen, bremste ich mich, wenn die Splits auf den Kilometern nach oben schossen. Und der Plan sollte aufgehen. Nach den letzten Kehre hieß es Beine in die Hand und ab dafür. Ein wenig hatte ich doch noch die Hoffnung es unter 01:00:00 zu schaffen – war ja dann nicht so.

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Auf dem letzten Teilstück bedankte ich mich noch bei den Helfern am Streckenrand, bekam ich ein noch dickeres Grinsen im Gesicht, ließ die Beine fliegen und lief mit offiziellen 01:00:43 Sekunden ins Ziel. Somit war ich über vier Minuten schneller als angepeilt. Perfekt, könnte man sagen. Auf jeden Fall gibt der Saisonstart eine gute Richtung für dieses Jahr vor. Vor allem kann ich nun auch die letzten Gedanken in Bezug auf die Haltbarkeit meine Körpers über Bord werfen und losgelöst von blöden, negativen Gedanken ins restliche Jahr gehen, dass garantiert genauso sensationell enden wird.

Wer mag, darf sich gern den elegantesen aller Zieleinläufe ansehen.

Link zum Anbieter

Die nackten Zahlen in Form der Urkunde und der Strava- Aufzeichnung.

urkunde.png

https://www.strava.com/activities/824924246/embed/c734902093bfa222cb463e4282d71a4dec65524e

Und für alle die es interessiert noch die Hardware.

  • Schuhwerk “Zemgear Hero”
  • Zehensocken von Knitido
  • lange Thermohose (Röster)
  • Longsleeve (Röster)
  • langes Thermooberteil (Röster)
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  • Mütze (Röster)
  • Handschuhe (Röster)
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3 Kommentare zu „10.Leipziger Brückenlauf, 08.01.2017 – 99,90 % perfekt“

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