„Mach stark die Füße“
oder
„Wie ich wieder zum Laufen fand“
Die Füße, unsere Füße, verkümmert und verkommen zu leblosen, unmuskulösen, schlaffen Dingern mit zehn Zehen. Kein Bereich des Körpers wird von uns so lieblos behandelt. Sie sollen ihre Arbeit tun und fertig. Sie sollen uns tausende und abertausende Kilometer von einem Ort zum anderen tragen, gut gepolstert und verpackt. Wir denken nicht an sie. Daran gibt es auch nichts auszusetzen. Die einen laufen nackig untenrum, andere nicht. Trotzdem können wir alle mehr für unsere Füße tun, ob wir nun Schuhe tragen oder dem „Free your feet“ Motto folgen.
Zum ersten mal intensiver mit meinen Füßen habe ich mich beschäftigt, nachdem ich “Born to run” und “Ready to run” gelesen hatte. Viele Dinge werden da in Frage gestellt. Auch ich stellte die Behandlungsweise meiner Füße vor viele Fragen und konnte alle in den Büchern genannten Gründe, Fakten und Themen rund um die Füße nachvollziehen und fand mich in vielen Dingen wieder. Außerdem brachte mich “Born to run” zum Barfußlaufen.
Ein Umdenken begann.
Als ersten Schritt schmiss ich alle Schuhe die ich besaß in die Ecke – naja – nicht ganz. Ich begann aber in allen möglichen Situationen die Schuhe wegzulassen. Zuhause, im Garten, so weit es möglich ist im Büro. Außerdem fing ich an gezielt die Füße zu trainieren. Fitness bzw. Krafttraining für diesen Bereich des Körpers war mir bis zu diesem Zeitpunkt neu. Mit Neugier, Hoffnung und Eifer begab ich mich auf neue Pfade. Bereit den Füßen Freiheit zu schenken.
Welche Übungen mir hier geholfen haben und immer noch helfen, zeige ich auch am Ende dieses Artikels.
Wahrscheinlich wäre ich diesen Schritt nie gegangen und hätte nie begonnen mich um meine Füße zu kümmern wären da nicht immer wieder Probleme an der Sehne, an der Fußsohle und Knöchel aufgetreten.
Seit Januar diesen Jahres plagten mich die Wehwehchen mal wieder heftigst. Jeder Laufversuch, jeder Wiedereinstieg endete nach Tagen oder Wochen mit Schmerzen in den Bereichen. An gescheites Laufen war nicht zu denken und das bereitet mir Kummer und Sorgen.
„Muss ich das Laufen wohlmöglich aufgeben?“
„Bin ich überhaupt zum Läufer geschaffen?“
Natürlich bin ich das. Wir alle sind es. Wir waren und sind Läufer.
Ich hatte also nichts zu verlieren, warum also nicht mehr Augenmerk auf die Füße legen und warum nicht gleich die Schuhe auch zum Laufen weglassen.
Gesagt, getan.
Seit 3 Monaten bin ich nun schon ohne Schuhe unterwegs. 7,2 km am Stück sind möglich, und es wird beständig mehr. Da ich auch gleichzeitig noch den Laufstil umgestellt habe, machte ich hier immer schön langsam.
Aber diese 7,2 km waren nicht von Anfang an drin. Ich holte mir ein wenig Schutz an den Füßen in Form von Zehenschuhen und begann damit zu spazieren. Nach ein paar Versuchen mit normalem gehen fing ich an 1 Minuten Laufen und Gehen zu wechseln. Hier machte sich das ganze Ausmaß der “Verkümmerung” der Füße bemerkbar. Nach weniger als 400 Metern begannen die Fußsohlen und Knöchel zu schmerzen und die Waden verhärteten sich, sicherlich hing hier auch viel mit der Umstellung des Laufstils zusammen. Erstaunlich ruhig dagegen blieb die Achillessehne. Mehr als 1,5 – 2 Km mutete ich mir anfangs nicht zu.
Einige Wochen gingen so ins Land. Laufen und Gehen im Wechsel beherrschten das “Training”, ich kam selten unter die 06:30 im Schnitt, wollte ich auch nicht, alle andere wäre Harakiri gewesen, aber es machten sich Erfolge bemerkbar. Die Gehpausen wurden kürzer, die Laufphasen verlängerten sich. Die Fußsohlen hörten auf zu schmerzen, die Knöchel beruhigten sich. Die Waden machen jetzt erst nach mehreren Kilometern dicht und belohnen mich mit herrlichem Muskelkater am nächsten Tag.
Nachdem ich knapp 6 km zurücklegen konnte, immer noch mit einigen kurzen Gehpausen, machte ich mich daran an der Länge der Strecke am Stück zu feilen. Das begann mit ca. 3,5 km ohne Pause und erhöhte sich nun auf 7,2 km. Allerdings geht die Entwicklung mittlerweile etwas schneller. Die ersten 3,5 km lief ich Mitte/ Ende August. Und da sich auch die Unvernunft nicht ganz abschalten lässt, steht da auch gern mal eine 04:40 auf dem Kilometer zu Buche, aber nie mehr als 1,5 km. Voller Euphorie und Freude und auch dem Vertrauen in meinen Körper geschuldet, wird es sogar noch ein kurze Wettkampfsaison für mich geben, sozusagen die Belohnung. Am 16. Oktober werde ich meinen allerersten 5 Km Wettkampf laufen. Wie schnell wird sich zeigen.
Ich kann nur sagen und aus meiner Erfahrung sprechen. Kümmert euch um eure Füße, sie werden es euch danken. Den Laufstil ändern und barfuß laufen müsst ihr deswegen aber nicht.
Jetzt hab ich doch etwas mehr zu meinem Umstieg und Einstieg ins Barfußlaufen geschrieben. UPPS ;-P
Zurück zu den Dingern mit den Zehen.
Das Training der Füße gehört für mich mittlerweile zum täglichen Leben. Nicht jeden Tag mache ich alle Übungen. Sie lassen sich aber perfekt in den Alltag integrieren. Fersenheben, überdrehen nach innen und außen, Zehentippen etc. gehen alle gut beim Zähneputzen, kochen, bügeln usw.. Füße beugen, strecken, Handtuch greifen kann man auch Abends vor dem Fernseher. Stehen auf der Blackroll lässt sich auch mit einem guten Buch in der Hand. Alle Übungen wiederhole ich 20x in 3 Sätzen. Auf der Blackroll wird gestanden bis es Zeit wird aufzuhören.
Ich entwickelte damit ein komplett neues Gefühl für die Füße. Nach dem Training sind sie super durchblutet, müde, fühlen sich aber fantastisch an. Mittlerweile kann ich auch auf Kiesel und Steinen relativ problemlos barfuß laufen.
Welche Übungen das sind, seht ihr hier in kurzen, beispielhaft dargestellten Videos. Wie gesagt, diese Übungen nützen nicht nur jenen die anfangen wollen barfuß zu laufen. Auch, wenn ihr problemlos in Schuhen unterwegs seit, könnt ihr euch inspirieren lassen. Viel Spaß beim nachmachen und auf eurem Weg zu dankbaren Füßen.
Die Übungen die ihr hier seht stammen nicht von mir. Ihr findet sie als Broschüre auf der Seite von Vibram inkl. vieler anderer Infos. Um sie euch näher zu bringen, habe ich sie in bewegte Bilder gebracht.
Zum „Stehen auf der Blackroll“ wurde ich durch Mr. Schnaufcast aka. Flo und Sebastian von “Sebastian rennt” gebracht. Zwei fantastische Sportler, mit lesens- und hörenswerten Seiten. Danke euch beiden.
Zur Info
Ich bin kein ausgebildeter Fitnesstrainer und kann nicht für die richtige Ausführung der Übungen garantieren.
[…] den ersten Wochen baute ich spezielles Krafttraining für die Füße mit ein. In einem anderen Artikel habe ich darüber schon berichtet. Mehrmals die Woche widmete ich […]
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[…] Das Kapital für Läufer: Die Füße. Sorgt euch um eure Füße! Pflegt sie, hegt sie. Ihr braucht sie. Radsportler im Übrigen […]
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Hallo Eric,
schön das es bei dir wieder aufwärts geht. Auch ich habe in diesem Jahr mit dem Barfußlaufen angefangen, etwas zeitiger wie du, ohne das ich irgendwelche Schmerzen hatte. Ich laufe wie einige von „Twitter“ in Lunas und bin zur Zeit bei bis zu 30km. Meinen ersten Wettkampf hatte ich zum Stadtlauf in Leipzig in neuer PB über die 10 km. Im nächsten Jahr werde ich mich dann mal an den HM wagen.
Dein Artikel ist sehr gut geschrieben und ich kann deine Empfehlung nur teilen, das wir uns mehr um unsere Füße kümmern sollen. Weißt du das ich die meiste Angst habe vor den kommenden Monaten. Kälte, Nässe, Schnee usw. und deshalb immer nur Laufschuhe. Naja vielleicht wird der Winter ja wie die letzten 2 und da ist barfußlaufen möglich.
Dir wünsche ich für den 16. Oktober viel Erfolg und, ganz wichtig, ganz viel Spaß. Das natürlich auch für die Zukunft.
Viele Grüße
Michael
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Danke dir für dein Feedback. 🙂
Da hast du ja einen perfekten Start ohne Schuhe hinbekommen. Das lässt positiv in die Zukunft blicken.
So richtige Gedanken mache ich mir nicht über die kalte und nasse Jahreszeit. Ich bin gestern im Regen mit den Vibrams unterwegs gewesen. Klar waren die Füße nass, aber ich habe das nicht als störend empfunden. Mal sehen wie es im Schnee wird, aber wie du schon sagts, vielleicht bleiben wir da auch verschont. 🙂
Viele Grüße, Eric
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Hi Eric,
vielen Dank für die Erwähnung! Schön, dass Du wieder den Weg zum Laufen findest. Bei mir ist es sehr ähnlich, aber ich habe komplett barfuß im Alltag angefangen und mich dann zum Laufen vorgearbeitet. Viele der Übungen wurden mir auch von meiner Physiotherapeutin ans Herz gelegt und sie sind auch in vielen Büchern zu finden. Ich finde es toll, dass sich wieder mehr Menschen ohne Schuhe auf den Weg machen. Ich bin gespant, wie Deine Entwicklung weiter geht. Meinen eigenen Beitrag zum Thema „barfuß“ muss ich auch noch schreiben 🙂
Viele Grüße
Sebastian
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Hey Sebastian,
Danke dir für deinen Kommentar. Das barfußlaufen hat mir augenscheinlich das Laufen gerettet. Ich habe mich lange nicht mehr so gut gefühlt dabei. Die Übungen sind selbstverständlich nicht neu, aber wahrscheinlich den wenigsten bekannt. Mir haben sie geholfen und ich bin mir sicher, dass sie auch anderen gutes tun können. Ich bin gespannt wie sich diese „Free your feet“ im allgemeinen wieder entwickeln wird. Die Laufschuhindustrie schmeißt ja momentan ganz komisch gepolsterte Schuhe auf den Markt. Ich freue mich auf deinen Artikel und bin auf deine Geschichte gespannt.
Viele Grüße, Eric
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