„Stillstand ist der Tod“

STOP

“Stillstand ist der Tod” (Herbert Grönemeyer)

Seit jeher ist der “moderne” Mensch zum bewegen geschaffen. Gelenke, Sehnen, Muskeln, Knochen. Die Evolution hat aus uns ein perfektes Individuum geschaffen, das dazu gemacht ist zu laufen, zu schwimmen, zu radeln, zu kriechen, zu springen.

Früher wurde er zur Bewegung gezwungen, sonst wäre er verhungert. Kilometerweit pirschte er durch die Landschaft, auf der Suche nach dem größten, besten und fettesten Mammut. Er kämpfe um’s Überleben. Tag für Tag, stundenlang. Hatte er nichts zu futtern ging es ihm schlecht, seine Familie verhungerte. Im Laufe Jahre wurde ihm all das abgenommen. Supermärkte, Lebensmittel online kaufen und, und, und – es reichen 20 Schritte am Tag und man ist mit allem versorgt was man zum überleben benötigt. Bewegung ist Mangelware geworden. Selbst im Sonderangebot würde es in den Regal versauern.

Es gibt da aber diese “kleine” Gruppe. Ein Zusammenschluss außergewöhnlicher Menschen. Eine Gemeinde über die “Normalgebliebene” nur den Kopf schütteln. Sportler bzw. ziehe ich hier wieder die Grenze zum Läufer. Eine elitäre Gemeinschaft die sich der Bewegung verschrieben hat. Sie sind wie Rennpferde, kaum zu bremsen und immer auf Vorwärtsdrang aus. Sie haben sich ganz dem Motto “Stillstand ist der Tod” verschrieben.

Tod. Sterben. Verfall.

Diese Worte könnten als große Überschrift stehen, sperrt man dieses Pferd in den Stall. Eine Maschine die zur Bewegung geschaffen wurde, die geschaffen wurde Kilometerweit zu rennen, steht still. Kein vorwärts kommen. Meist hervorgerufen durch Verletzungen, ist er gezwungen sein geliebtes Laufen, zumindest zeitweise, an den Nagel zu hängen. Ein Kind das seinen Lieblingsteddy verliert. Ein Bäcker dem das Rührgerat durchbrennt. Ein Auto das einen platten Reifen hat. Nichts geht mehr.

Jeden Tag stirbt er einen kleinen Tod – Stillstand eben. Er versucht dagegen anzukämpfen. Holt sich Rat bei weisen Schamanen. Anfangs überwiegt die Hoffnung bald wieder auf die Rennbahn gehen zu können. Er klammert sich an jeden Strohhalm. Zieht sich das alles in die Länge macht sich Resignation breit. Der Verfall schreitet voran. Er versucht sich mit Ausgleich über Wasser zu halten. Geht schwimmen, fährt Rad. Dehnt, rollt, kühlt. Aber es ist nicht das Gleiche. Den Halm fest umfasst gehen die Tage ins Land. Mit den Hufen scharrend steht er im Stall. Es ist ein wenig wie sterben.

Aber irgendwann geht die Tür auf. Der Lichtstreif blendet in den Augen. Schnaubend steht er in der Startbox, wartet auf den Moment in dem er losgelassen wird. Das Gatter öffnet sich, er schießt nach vorn. Schon nach wenigen Meter ist er auf gewohntem Terrain angekommen. Er fühlt sich Zuhause. Das vertraue Gefühl stellt sich ein. Keine Probleme die ihn begleiten. Freude und Kribbeln beherrschen ihn. Die Schritte und der Atem sind zu spüren. Sauerstoff strömt tief in die Lungen. Er hat gelitten, gehofft und gebangt. Er hat den Strohhalm nie losgelassen – alles für diesen Moment.

An alle die zur Zeit noch im Stall stehen. Ihr schafft das. Irgendwo beginnt für euch der Silberstreif zu glühen. Er wird kommen. Bald. Haltet durch. Gebt die Hoffnung nie auf. Der Moment wartet auf euch. Bald sind alle Probleme nur noch Schall und Rauch. Es wird sich gut anfühlen. Die Durststrecke wird vergessen und durch eine unglaubliche Zeit abgelöst. Es werden wundervolle Kilometer folgen. Tschaka, ihr schafft es.

Und alle anderen, geht raus und… LAUFT.

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2 Kommentare zu „„Stillstand ist der Tod““

  1. Danke mein Lieber!!! Den Blog hier im Krankenhaus zu lesen tat der Seele gut!
    Ich freue mich schon wenn ich wieder mal raus kann. Alles wird gut!
    Nochmals Danke 😘

    Gefällt 1 Person

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